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20. September 2019

Rezension: »Kingdoms of Smoke – Die Verschwörung von Brigant«

Autorin: Sally Green

Von In Bücher
1 Kommentar

Cover: Kingdoms of Smoke - Sally GreenIst »Kingdoms of Smoke – Die Verschwörung von Brigant« das neue »Game of Thrones«, ein solides Jugendbuch oder ist da nur viel (Dämonen-)Rauch um nichts? Folgen wir den fünf POV-Charakteren Catherine, Ambrose, Tash, March und Edyon in dem Auftakt einer neuen Fantasy-Trilogie.

Man muss schon sagen »Kingdoms of Smoke – Die Verschwörung von Brigant« ist ein echter Hingucker. Das Cover ist in einem schlichtem Weiß gehalten mit rotem Rauch der ein Schloss im Hintegrund umwabert. Angekündigt als Trilogie ist der zweite Teil zuletzt auf Englisch erschienen, doch nun kommen wir auch auf Deutsch in den Genuß dieser Reihe. Doch lohnt sich der Kauf? Kann das Buch auf seinen 544 Seiten überzeugen? Ich konnte bereits das Buch in Händen halten und möchte Euch meine Eindrücke schildern.

Worum geht es?

»Kingdoms of Smoke – Die Verschwörung von Brigant« erzählt abwechselnd die Geschichte von 5 Personen, die zum Ende hin ein gemeinsames Schicksal teilen und eine Notgemeinschaft bilden müssen, um einer gewaltigen Verschwörung auf den Grund zu gehen. Da die einzelnen Handlungsstränge ineinander verwoben sind gebe ich sie hier nur grob wieder, ohne hoffentlich allzuviel zu veraten.

Zunächst ist dort die 16-jährige Catherine, Prinzessin des Landes Brigant in dem Frauen nichts zu sagen haben und allgegenwärtig brutal unterdrückt werden. Sie wurde dem Prinzen der Nachbarkönigreiches als Braut versprochen, muss sich zur Disziplinierung eine detailreich beschriebene Hinrichtung anschauen und reist schließlich mit ihrem Bruder Boris nach Pritoria, um endlich ihren Bräutigam zu treffen. Zuvor erfährt sie jedoch von der Existenz des Dämonenrauchs, einer Substanz die scheinbar nur zur Erlangung von Rauschzuständen verwendet werden kann.

Ihr Leibwächter ist Ambrose, ein 21-jähriger Mann und erfahrener Soldat, der mehr für sie empfindet als er darf und für den sie ebenfalls Gefühle entwickelt. Leider bleibt dies ihrem Bruder und Noyes, dem Inquisitor Brigants nicht verborgen. Gemeinsam spinnen sie aus Sorge um die Jungfräulichkeit und Ehre Catherines eine Falle, in deren Verlauf Ambrose gezwungen ist einen Mann zu töten, was eine Anklage und seine Hinrichtung zur Folge haben wird. Also muss er fliehen und entdeckt auf der Flucht eine geheime Armee von Jugendlichen die über außergewöhnliche Kräfte zu verfügen scheinen. Mit diesem und weiterem Wissen macht sich Ambrose ebenfalls auf den Weg nach Pritoria, um Catherine vor den wahren Plänen ihres Vaters zu warnen.

Im nördlichen Teil Pritorias leben derweil die 13-jährige Tash und Gravell, zwei Dämonenjäger die Rauch aus den toten Körper von Dämonen sammeln, den sie mit viel Gewinn verkaufen können, dessen Besitz aber auch höchst illegal ist. Dieser oben schon erwähnte Dämonenrauch wird ihnen in einem unbeobachteten Moment gestohlen und sie verfolgen die Diebe, um ihr Eigentum zurückzuerlangen und einige Knochen zu brechen.

Derjenige der den Dämonenrauch an sich nahm ist Edyon, unehelicher Sohn einer Händlerin und damit von vornherein jeglichen sozialen Aufstiegs beraubt. Durch unglückliche Umstände in einen Mord an einer Wache verstrickt muss er fliehen, aber nicht ohne vorher zu erfahren, dass sein Vater in Wahrheit der König des Landes Calidor ist und dieser ihn anerkennen und zu seinem Nachfolger ernennen will. So macht er sich mit zwei Begleitern auf nach Norden, immer verfolgt von „Rotköpfen“ die dem vermeintlichen Mörder habhaft werden wollen.

Die zwei Männer, die Edyon scheinbar helfen wollen zu seinem Vater zu gelangen und ihn über seine wahre Herkunft aufklären, sind March und Holywell, von Volk der Abask. Dieses Volk der Abask wurde im letzten Krieg zwischen Calidor und Brigant nahezu ausgelöscht. So wurde March als Waise zum Leibdiener des Königs von Calidor. Durch Zufall erfährt March von der Existenz des unehelichen Sohns und aufgehetzt durch Holywell, der ihn davon überzeugt, dass der König im Krieg zuließ, dass die Abask umgebracht wurden, entschließt er aus Rache sich heimlich auf den Weg zu machen und Edyon nicht zu seinem Vater zu bringen, sondern zu entführen und einem der Feinde seines Herren auszuliefern. Doch kann er diesem Plan bis zum Ende folgen, wenn er langsam Gefühle für Edyon zu entwickeln beginnt?

The next »Game of Thrones«?

Ist »Kingdoms of Smoke« das neue »Game of Thrones«? Kurz gesagt: Nein, »Kingdoms of Smoke« wird nicht das neue »Game of Thrones«. Zwar hat die Autorin sich von der Multi-Personen-Erzählweise inspirieren lassen (der POV-Charakter um den es geht wird am Anfang des Kapitels genannt, sogar mit jeweils eigener Grafik), jedoch haben ihre Charaktere nicht ansatzweise den Tiefgang oder das Profil eines dritten Kammerdieners, das G.R.R. Martin seinen Figuren verleiht. Noch verfügt die Geschichte über einen allzugroßen Tiefgang, weiß aber wenigstens zum Ende hin zu gefallen. Witzigerweise scheint einer der größten Schockmomente der GOT-Reihe sogar hier Pate gestanden zu haben und ist der Wendepunkt an der die Geschichte endlich spannend wird. Man denkt auch die ganze Zeit, dass keine Figur, die einen Namen hat, die Chance erhält zu sterben, doch wird man zum Ende hin eines besseren belehrt. Auch wenn ich denke, dass dies dann nur dem Ziel dient aus den 5 Hauptcharakteren eine 5er-(Helden-)Gruppe fürs nächste Buch zu formen.

Wer übrigens auf Sex-Szenen aus ist … wir sind hier in einem Jugendbuch 😀 . Hier werden die Hände geküsst. Mit etwas Glück noch ein Finger, auch wenn so einige ungelenke Blicke sich zugeworfen werden.

Die Charaktere

Wenn ein Buch schon fünf verschiedene POV-Charaktere hat, dann muss man über sie sprechen. Wir haben

Catherine – Prinzessin von Brigant und eine Frau die vor Selbstaufopferung, Pflichtgefühl und voll innerer Zerrissenheit ob ihrer Gefühle zwischen zwei Männern, direkt aus einem Marion-Zimmer-Bradley-Roman entsprungen sein könnte. Am Ende aber tatsächlich ihre Rolle findet und interessant wird.

Ambrose – Mitglied der königlichen Leibwache, eingeteilt zum Schutze Prinzessin Catherines. Natürlich edel, natürlich mutig, natürlich blond, natürlich gutaussehend, natürlich unglaublich geschickt mit dem Schwert und natürlich verliebt in Prinzessin Catherine.

Tash – eine 13-jährige lauffreudige Dämonenjägerin mit Stiefelfetisch, die zusammen mit ihrem Partner/Ausbilder/Besitzer Dämonen tötet um an ihren Rauch zu kommen, der illegal, allerdings auch höchst einträglich ist.

March – Leibdiener des Prinzen von Calidor und einer der letzten Abask. Vollzieht eine innere Wandlung und hat eine Motivation sowie Duktus die man eher von einem Dschihadisten erwarten würde.

Edyon – Intelligenter aber leichtgläubiger Wahrsagejunky, Bastard, Kleptomane und er steht auf Männer. Ach ja, sein Vater ist in Wirklichkeit der König eines anderen Landes, was dem Leser nicht ansatzweise verheimlicht wird.

Interessanterweise werden die Kapitel der langweiligsten Person -Catherine- zum Ende hin die besten, während der vielleicht vielschichtigste Charakter -Edyon- am Ende nur noch ein liebestrunkener Idiot ist. Die Szenen am Schluss, in denen Ambrose nur mit Mühe und Not davon abgehalten werden kann sein Schwert zu ziehen, hätten dagegen direkt aus einem Groschenroman stammen können.

Gerade die Menge an POV-Charakteren und dass sie vielfach uninteressant sind tut dem Buch nicht gut. Ich hätte gerne auf 1 bis 2 (March!) verzichten können und dafür mehr mysteriöse Drittpersonen gehabt, über deren Motivation man nichts weiß.

Ich finde übrigens, dass die Charaktere Tash und Gravell das Buch alleine hätten tragen können. Gerade wenn man »Kingdoms of Smoke – Die Verschwörung von Brigant« als Jugendbuch sieht hätte man ihre Geschichte ausweiten und besser füllen können. Vielleicht war das ursprünglich sogar der Grundgedanke der Reihe, wenn man bedenkt, dass der englische Originaltitel »The Smoke Thieves« lautet.

Übersetzung

Normalerweise befasse ich mich nicht mit der Qualität der Übersetzung. Aber … Dreadlocks? Ankle Boots? Ernsthaft? Lustigerweise beschreibt Catherine in einem der letzten Kapitel Tashs Frisur nicht als Dreadlocks, sondern als „blond und zu dicken Zöpfen verfilzt“. Ich weiß nicht, aber solch eine moderne Wortwahl, bzw. englischsprachige Begriffe reißen mich sofort aus einem Buch raus. Logikfehler, wie die Bezeichnung eines Mannes als Wächter, dann als Soldaten und dann schließlich wieder als Wächter tun ihr übriges.

Fazit

»Kingdoms of Smoke – Die Verschwörung von Brigant« ist der erste Teil einer Trilogie und das merkt man dem Buch auch auf weit über 300 seiner 544 Seiten an. Die Geschichte plätschert ohne rechte Handlung oder Spannungsmomente vor sich hin und es gibt keinen erkennbaren roten Faden, aber dafür viele Ungereimtheiten und eindimensionale Charaktere. Erst als die einzelnen POV-Charaktere sich so langsam geographisch nähern beginnt die Geschichte Fahrt aufzunehmen, was dem Ganzen den Eindruck eines langen Prologs verleiht.

So sind das Beste an »Kingdoms of Smoke – Die Verschwörung von Brigant« der Schutzumschlag mit einem Cover das Lust auf mehr macht und sich gut in der Buchhandlung oder im Buchregal macht sowie die letzten 150 Seiten, bei denen aber viel Spannung aufkommt, so dass sich der Rest zügig durchlesen und tatsächlich so etwas wie Interesse am zweiten Teil aufkommen lässt.

Die Menge der POV-Charaktere ist zunächst dem Tempo der Geschichte abträglich, später dann vollkommen egal, da eh alle sich an einem Ort befinden und ihre unterschiedlichen Motivationen von den äußeren Umständen weggewischt werden. Von mir aus hätte man hier nicht auf Teufel komm raus den Perspektivstil von »Game of Thrones« zu kopieren versuchen müssen, sondern eine traditionelle Erzählweise hätte dem Buch gut getan. Allerdings wäre dann unter Umständen der dünne Plott noch weiter aufgefallen, denn zwar ist die Idee rund um den Dämonenrauch neu und interessant, wird aber erst zum Ende hin relevant. Die „Liebesgeschichten“ sind dagegen unterstes Groschenromanniveau und peinlich des Todes.

Insgesamt ist das Buch kein MUSS zu lesen, aber man darf ihm zugutehalten, dass man sehr viele Seiten für sein Geld bekommt, es doch eine nette Geschichte ist und schließlich und endlich ist es wohl auch in erster Linie wohl als Jugendbuch konzipiert worden. Da hat man in letzter Zeit doch so einiges anderes mit ansehen müssen.


andere Meinungen zu diesem Buch

Alles in allem ist dieser Band für mich ein solider Einstieg in die Reihe, die ich sehr gerne weiter verfolgen werde
booknaerrisch

Das Ende ist recht offen und ich hoffe, wir müssen nicht so lange auf die Fortsetzung warten. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung mit voller Punktzahl.
Letannas Buecherblog

„Kingdom of Smoke“ ist ein Buch für Fantasyliebhaber, die nicht all zu hohe Erwartungen beim lesen haben.
lovebooksandpixiedust

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Buchinformationen

AutorSally Green
TitelKingdoms of Smoke – Die Verschwörung von Brigant
OriginaltitelThe Smoke Thieves
Seiten544
Übersetzung durchAlexandra Ernst
Datum der Erstveröffentlichung20. September 2019
Verlagdtv Junior
GenreJugendbuch, Fantasy
ISBN-13978-3-423-76263-2
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HerkunftVorabexemplar

Geschrieben von Holger

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht am 20. September 2019 in Bücher und verschlagwortet mit , , .
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1 Kommentare
  1. Nati schrieb am 23. September 2019 um 18:10

    Ich hab da nun auch ein wenig reingelesen. Stimmt wohl, dass es langsam anfängt. aber es gefällt mir trotzdem gut. Game of thrones habe ich nicht gelesen, aber das ist dafür auch nicht wichtig, finde ich. Ich mochte übrigens auch dieses Poster als Umschlag. Aufhängen werde ich mir das aber nicht 🙂 . Ich bin gespannt wie das Ende wird. Ich habe nun schon öfter gehört, dass es spannend werden soll.

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